Schritt für Schritt erklärt – damit Sie wissen, was auf Sie zukommt.
Der erste Termin in einer logopädischen Praxis ist für viele Menschen mit gemischten Gefühlen verbunden.
Vielleicht fragen Sie sich: „Was erwartet mich? Muss ich gleich sprechen? Werde ich bewertet?“
Keine Sorge: All diese Gedanken sind völlig normal. Genau deshalb möchten wir Ihnen hier zeigen, wie die erste Sitzung abläuft – ganz ohne Fachchinesisch.
Häufige Sorgen – und warum sie unbegründet sind
Wir hören oft von neuen Patientinnen und Patienten:
- „Ich weiß nicht, was auf mich zukommt.“
- „Was, wenn ich mich blamiere?“
- „Ich spreche doch gerade deshalb nicht gern – wie soll das funktionieren?“
Die gute Nachricht: Nichts davon müssen Sie befürchten. Unser Ziel ist es, dass Sie sich von Anfang an wohl und verstanden fühlen. Ohne Druck, ohne Bewertungen.
Was passiert beim ersten Termin?
1. Ankommen und Durchatmen
Sie werden freundlich begrüßt – und haben erstmal Zeit, in Ruhe anzukommen. Keine Frage ist zu klein, kein Anliegen zu banal. Alles darf, nichts muss.
2. Erstmal reden – nicht üben
Im Mittelpunkt steht das Gespräch: Was führt Sie zu uns? Was möchten Sie erreichen? Wo gibt es vielleicht Unsicherheiten im Alltag?
Sie erzählen nur das, was Sie möchten – und wir hören zu.
3. Ein sanfter erster Eindruck
Je nach Situation machen wir kleine Beobachtungen oder Übungen. Ganz behutsam, ohne Bewertung. Es geht nicht darum, etwas „gut“ zu machen – sondern darum, gemeinsam zu verstehen, wo Sie stehen.
4. Erste Einschätzung & nächste Schritte
Zum Schluss besprechen wir, wie es weitergehen könnte. Sie erhalten erste Rückmeldungen und können alle Fragen stellen, die Ihnen auf dem Herzen liegen.
Was Sie erwarten können
| ❌ Keine Tests | ✅ Offenheit |
| ❌ Kein Besserwissen | ✅ Verständnis |
| ❌ Kein „Sie machen das falsch“ | ✅ Ein gemeinsamer Anfang |
„Ich hatte Angst – und war dann überrascht, wie angenehm alles war.“
Viele Menschen gehen mit einem Kloß im Hals in die erste Sitzung – und mit einem erleichterten Lächeln wieder hinaus.
Denn oft reicht es schon, sich gehört und ernst genommen zu fühlen. Die Zuversicht wächst: „Ich bin nicht allein – und ich kann etwas tun.“
Was wir beim ersten Eindruck wahrnehmen
Schon beim ersten Gespräch und während kleiner Beobachtungen sammeln wir viele wertvolle Informationen:
Wie sprechen Sie im Alltag? Gibt es Laute, die schwerfallen? Wie ist Ihre Atmung, Ihre Körperspannung, Ihre Stimme? Und wie fühlen Sie sich dabei – eher verkrampft oder gelassen?
Diese ersten Eindrücke helfen uns, gezielt zu planen:
Was braucht es, um Sie optimal zu unterstützen? Wo können wir sofort ansetzen, und was hat noch Zeit?
Vom leichten Einstieg bis zur gezielten Übung
Die Übungen, die darauf folgen, sind so individuell wie unsere Patienten.
Sie reichen – je nach Bedarf – von:
- 🎈 lockeren Atem- und Entspannungsübungen
- 🗣 spielerischen Lautübungen (z. B. durch Geschichten, Bilder oder Spiele)
- 🎵 Stimmübungen mit Klang und Resonanz
- 🎭 mimischen Übungen zur Förderung der Gesichtsmotorik
- ✍️ Schrift- oder Leseübungen bei Sprachverarbeitungsstörungen
- 🧠 kleinen Denksportaufgaben zur Sprachplanung (z. B. bei Aphasie)
Mal ist es sanft und verspielt – mal klar strukturiert und zielgerichtet. Wichtig ist: Sie fühlen sich dabei sicher, verstanden und nie überfordert.
Ein Beispiel aus der Praxis
Nehmen wir an, jemand kommt wegen Problemen beim „S“-Laut zur Logopädie. Beim ersten Gespräch fällt auf, dass dieser Laut oft durch ein „Sch“ ersetzt wird – zum Beispiel wird aus „Sonne“ ein „Schonne“.
Nach dem ersten Eindruck und ein paar gezielten Tests wird eine passende Übungsauswahl getroffen. Das kann so aussehen:
- Zuerst wird der Zungenmuskel spielerisch trainiert – zum Beispiel mit einem „Zungenslalom“ über die Zähne.
- Dann folgen gezielte Lautübungen, bei denen das „S“ einzeln, in Silben und schließlich in Wörtern und Sätzen geübt wird.
- Oft wird das Ganze mit Bildern, kleinen Spielen oder lustigen Reimen kombiniert – je nach Alter und Persönlichkeit.
- Am Ende steht meist eine kleine Transferaufgabe: Wo taucht das „S“ im Alltag auf? Vielleicht in einem Lieblingswort?
So wird aus einem ersten Eindruck eine individuelle Förderstrategie – ohne Druck, mit viel Feingefühl.
Das Ziel: Verstehen, was hinter der Schwierigkeit steckt
Viele kommen zum Beispiel nach einem Schlaganfall mit Wortfindungsstörungen oder verwaschener Aussprache.
Ein Logopäde hört genau hin – nicht nur auf die Sprache, sondern auch auf die Stimmung, den Umgang mit der eigenen Einschränkung und das Kommunikationsverhalten. Dann wird gezielt getestet: Welche Laute klappen noch? Welche Worte fehlen? Wie gut funktioniert das Sprachverständnis?
Daraufhin kann die Therapie ganz unterschiedlich aussehen:
- Sanftes Wiederanknüpfen: Mit vertrauten Begriffen und alltagsnahen Übungen, die Sicherheit geben.
- Strukturiertes Worttraining: Reaktionsspiele, Bilderbenennungen, Satzanfänge ergänzen – mit viel Geduld.
- Sprechmotorik fördern: Wenn die Aussprache betroffen ist, helfen Übungen für Lippen, Zunge und Kiefer – gerne auch mit Spiegel oder Apps.
- Selbstbewusstsein stärken: In Rollenspielen oder kurzen Dialogen wird das Vertrauen in die eigene Stimme gestärkt.
Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht die „Störung“
Haben Sie Fragen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren?
Wir sind für Sie da – und freuen uns, Sie kennenzulernen.



